Der Georg-Knorr-Gewerbepark im Berliner Stadtteil Marzahn-Hellerdorf kann auf eine bewegte Geschichte verweisen: Nach längerem ‚Dornröschenschlaf‘ haben sich in den renovierten Gebäuden, die teils als Baudenkmäler eingeschrieben sind, wieder Unternehmen angesiedelt. Dabei ist auch der Logos Verlag Berlin, mit dem ich nicht nur über Publikationen freundschaftlich verbunden bin. Die Gebäude bieten eine ganz eigene Sicht sowohl in den Gebäuden selbst wie auch von außen. Teils über das satte Rot der Backsteinbauten der 1940er Jahre, teils über die kolorieren Wandflächen.
Freundliche Warnung: Diese Zeilen werden von Internet-Tools als schwer lesbarer Text eingestuft. Trotzdem lasse ich sie hier unverändert. Es ist mein Schreibstil.
Jürgen van Buer
Zum Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre befanden sich an der Stelle des heutigen Gewerbeparks ausgedehnte Rieselfelder, die zur Reinigung der Berliner Abwässer genutzt wurden. Der damalige sicherlich elende Gestank ist schon lange verflogen; statt dessen hat sich die geschäftige Atmosphäre von Arbeit eingelagert. 1942 wurde auf den Rieselfeldern ein neuer Produktionsstandort aufgebaut, der dem Unternehmen Hasse & Wrede gehörte. Die Pläne dafür stammten aus der Hand von Albrecht Speer. Als Generalbauinspektor der Lieblingsarchitekt Hitlers. Nach Beendigung des 2. Weltkriegs zogen sowjetische Truppen ein, und die Maschinen und Produktionsanlagen wurden demontiert und in die Sowjetunion überführt. Danach folgte eine lange Zeit des langsamen Verfalls.
Bis in den 1960er Jahren die große Werkhalle wiederaufgebaut wurde. 1991 zog das Unternehmen Knorr-Bremse GmbH ein, und 2001 ebenfalls Hasse & Wrede, inzwischen ein Tochterunternehmen der Knorr-Bremse-AG. Mit Senatsbeschluss von 2018 wird in den nächsten Jahren ein Teil des Gebietes zu einem Standort mit durchmischter Nutzung von Gewerbe und Wohnungen aufgebaut. Wie in der Ausschreibung als Vision vorgegeben von hoher Modernität geprägt.
Fotografisch sind die Anmutungen des Areals vielseitig: Klar strukturiert, grafisch. Ganz im Sinne der Industriearchitektur der 1930er und 1940er Jahre. Sie ist Einladung pur zur Schwarzweiß-Fotografie. Vor allem, wenn die Sonne den Backstein zum Leuchten bringt und wechselnde Licht-Schatten-Muster die großen Wandflächen prägen. Gleichzeitig entwickelt sich eine ganz spezifische mischfarbige Grundstimmung auf den Gebäudeflächen.
Dort, wo kein Backstein verbaut oder wo dieser überdeckt ist: Rot der großen Flächen, Blau der Türen. Durch aufgelagerten Schmutz vielschichtig gebrochen und teils wie transparent im Ausdruck. Die Farben laden zum vielfachen optischen Spiel ein.
Die im Folgenden abgebildeten Fotos folgen diesen beiden Sichtweisen – schwarzweiß einerseits und farbig andererseits. Sie sind der Beginn eines noch lange nicht abgeschlossenen Fotoprojekts. Sie stammen teils aus den Räumen des Logos Verlags Berlin, in denen die Industriearchitektur das Innen nicht zuletzt über die riesigen Fensterflächen mit ihrem Blick nach außen bestimmt. Licht durchdringt die großen Räume. Teilt sie in Licht- und Schattenareale.