Amsterdam – Gracht 06-07-2016
Amsterdam – City Gracht 13 06-07-2016

Über Amsterdam einen kurzen Einleitungstext für Fotografien schreiben zu wollen, grenzt an die Idee, das Unmögliche in nur wenige und zudem kurze Sätze gießen zu wollen. Zumindest gilt dies für mich. Für einen Poeten mag dies eine Herausforderung sein, die mit einem – dann schwer errungenen – Erfolg gekrönt sein mag… wenn man oder frau sich ihr stellt.. Eine Versuchung bleibt ein solches Unterfangen gleichwohl.

Amsterdam – Schaustücke 19-09-2019

Die Stadt selbst ist vor allem eine Versuchung. Für die Augen allemal. Ebenso dafür, in das so besondere Lebensgefühl dieser Stadt einzutauchen. Eigentlich müsste es heißen: Zumindest damals, als ich die Fotos bei meinen zwei Besuchen gemacht habe – im Juli 2016 und im September 2019. Jetzt, da ich die Bilder aufbereite und diese einführenden Zeilen schreibe, hat sich das strenge Regime der Covid-19-Pandemie über die Stadt gelegt, scheint ihr das Leben auspressen zu wollen.

Das Öffentliche des Lebens, das die so entspannten Rhythmen in den Straßen und Gassen, in den Grachten in fortwährende Schwingungen versetzte, hat sich zurückgezogen in das Nicht-Öffentliche, hinter die Mauern der Häuser. Nicht freiwillig. Aber als Reflex auf das Unvermeidliche.

Amsterdam – Markt 07-07-2016

Leere ist eingekehrt. Mangel an Präsenz des Lebens. Wie lange noch? Und dann? Ungehemmte Rückkehr in das Leben, wie es vor dieser Pandemie war? So, als ließe sich das Leben einer Stadt wie unter einer musealen Glasglocke konservieren. Um es in dem Nachher dann von dieser Glocke zu befreien. Den Straßen, Gassen und Grachten die alten Rhythmen des Fühlens und Denkens, des in-dieser-Stadt-Seins einzuhauchen.

Amsterdam – Grachtenhaus 06-07-2016

Schaut man in die Geschichte der Stadt und in deren kontinuierliche, manchmal dramatische Veränderungen, müssten man oder frau schon mehr als nur Optimisten sein, an eine solche eins-zu-eins-Rückkehr zu glauben. Gleichwohl ist Trauer kaum angesagt. Sondern die Lust auf das Neue in der städtischen Landschaft des Vorher. Und lustvolle Neugier auf das kommende Nachher.
Schauen man oder frau in die einzelnen Fotoprojekte, die auf meiner Homepage zu finden sind, ist das Übergewicht der schwarz-weiß-Fotografie schnell zu erkennen. Für Amsterdam habe ich mich allerdings für die Farbe entschieden. Vor allem deshalb, weil die Farbigkeit dieser Stadt eine so besondere ist. Selbst dort, wo die Backsteinfronten der Grachtenhäuser dunkel gestrichen sind und sich für schwarz-weiße Abbildungen geradezu anzubieten scheinen.

Mit der Entscheidung, Amsterdam – oder besser: das, was ich von Amsterdam gesehen und als meine Vorstellung von dem, was Amsterdam sein könnte – in farbige Bilder gegossen habe, begebe ich mich gewollt und/oder ungewollt in den Vergleich mit den Millionen von Fotografien, die im Internet über diese Stadt kursieren. Als Fotograf stelle ich mich hiermit der Frage, inwiefern es mir gelungen ist, zumindest einige visuelle Akzente zu setzen. Und damit die Lust darauf zu wecken, sich die Bilder genauer anzusehen und nicht an diesen entlang im Sekundenrhythmus weiterzuklicken.

Jürgen van Buer, Dezember 2020


Amsterdam – oder die besondere Art des Seins