Albaycín – das alte arabische Stadtviertel Granadas

(antiguo barrio árabe de Granada)


Albaycín – in der moderneren Schreibweise auch Albaicín. Der Name weckt Sehnsüchte. Vielleicht an al-Andalus, an die Zeit der maurischen Herrschaft zwischen 711 und 1492. An eine Zeit, geprägt durch (religiöse) und kulturelle Toleranz, so die Erzählungen. Brüchig blieb diese Toleranz gleichwohl, wie nicht nur das Progrom von 1066 in Granada an der jüdischen Bevölkerung aufzeigt.
Albaycín. Bis zu Beginn des 20 Jahrhunderts war dieses Viertel stark heruntergekommen, beinah verwildert. So nährt sich dessen Anziehungskraft wesentlich aus der Wiederentdeckung des maurischen Erbes in Spanien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Durchaus anzunehmen ist, dass unsere heutigen Assoziationen, die mit dem Namen Albaycín geweckt werden, an dieses Erbe anknüpfen, dass sie sich eng an die in diesem Erbe verfassten Mythen anlehnen.
Albaycín – antiguo barrio árabe. Der Albaycín sei das „alte arabische Stadtviertel Granadas“, wie gleich oben auf der Internetseite des kommunalen Touristenbüros der Stadt geschrieben steht. Alt ist die Besiedlung des Albaycín fürwahr: Sie geht auf die ibero-romanische Zeit zurück, letztlich auf die vormaurische Siedlung llíberis.
Albaycín. In allen einschlägigen Internetseiten wird geworben mit den kleinen gewundenen, mit den „verwunschenen“ Gassen dieses Viertels. Geworben wird mit der Mystik, die dieses Stadtviertel ausstrahle. Arabisch geprägt, wenn auch in der Zeit nach 1492 beinah vollständig christlich überbaut, hat sich dieses Viertel seinen ganz eigenen Reiz erhalten. Es ist der Reiz der Synthese zweier kultureller Überformungen, auch der Reiz des Verfalls, des unwiederbringlichen Charmes des Gestern. Gleichwohl ist unübersehbar: Seit einigen Jahren läuft die nächste Transformation, nicht zuletzt massiv angetrieben durch Investoren.
Sacromonte. Irgendwie gehört er dazu, wenn auch mit seiner im Vergleich zum Albaycín deutlich anderen Geschichte und letztlich auch Bebauung. Der Sacromonte schließt direkt an den Albaycín an. Entscheidend besiedelt wurde er jedoch erst nach 1492, dem Abschluss der spanischen Reconquista. Als identitätsstiftend gelten die vielen dortigen Wohnhöhlen sowie der dort ausgelebte Flamenco.


Jürgen van Buer

Albaycín